Es gibt viel. Es gibt sehr viel von allem – wir leben im Überfluss! Wohin wir unseren Blick auch wenden: Alles ist immer und überall zu haben. Seien es materielle Güter wie Unterhaltungstechnik und Kleidung oder Nahrungsmittel wie Fleisch und Süßigkeiten oder aber auch Ressourcen wie zum Beispiel Öl. Den Überfluss an diesen Dingen finanzieren wir mit sehr viel Geld und produzieren damit viel zu viel Müll. Aber nicht nur an materiellen Dingen mangelt es uns kaum. Auch Nicht-Gegenständliches wie die Medien oder nackte Haut und ein verschobenes, künstliches Schönheitsideal in der Werbung werden uns tagtäglich zum visuellen Konsum dargeboten. Dieser Überfluss in allen Lebensbereichen ist für uns normal. Er wird gemeinhin auch als Wohlstand bezeichnet, ein grundsätzlich positiver Zustand, bei dem es der betreffenden Person an nichts mangelt.
Überfluss beschreibt einen Zustand, in dem die Menge dessen was vorhanden ist, viel größer ist als der Bedarf. Dies können zum Beispiel physisch nicht greifbare Dinge wie Informationen oder Möglichkeiten sein, vor allem aber Gegenstände oder ein Gut. Eng damit zusammen hängt der Begriff der Wegwerfgesellschaft. Hier wird das „(…) sorgsame Pflegen und Instandhalten von Objekten sowie eine auf Dauerhaftigkeit angelegte Produktion zugunsten des schnellen Ersatzes durch neue Güter (...)“ vernachlässigt (Wikipedia, Artikel zu Wegwerfgesellschaft, URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Wegwerfgesellschaft, Stand 09.01.2013). Zwar kommt der Überfluss auch schon in der Geschichte der Antike vor, jedoch betraf er hier nur einen kleinen, elitären Teil der Gesellschaft. Viele Gesellschaftsklassen hatten damals keinen Zugang zu bestimmten Gütern und konnten den Überfluss so nur von außen wahrnehmen. Heute jedoch erscheint es, als ist er allgegenwärtig und nur die wenigsten bemerken ihn überhaupt noch. Doch diejenigen auf deren Kosten wir diesen Überfluss generieren, bezahlen oft mit ihrer Gesundheit und nicht selten mit ihrem Leben. Es sind andere Menschen in anderen Ländern, es sind die Tiere welche wir uns als Nahrungsmittel halten und es ist die Natur.
Im Überfluss zu leben bedeutet auch immer die Wahl zu haben - und somit oft auch die Qual. Und die haben wir, jeden Tag. Den meisten von uns ist es dabei egal welche Wahl sie treffen, solange das herbeigesehnte Gut nur schnell und möglichst billig bereit steht. So leben wir nicht nur im Überfluss an Konsumierbarem jeglicher Art, sondern auch im Überfluss an Wahlmöglichkeiten: Unmengen an Entscheidungswegen stehen jedem bei allem was er tut offen. Dieser Umstand bringt uns genauso in Bedrängnis wie die Knappheit an Wahlmöglichkeiten, denn er macht es nahezu unmöglich mit einer getroffenen Entscheidung restlos zufrieden zu sein. Immer fragen wir uns, ob eine andere Möglichkeit nicht doch die bessere gewesen wäre. Dieses Gros an Möglichkeiten bringt Zweifel mit sich, lässt einen Hadern und treibt einen manchmal bis zur vollkommen Entscheidungsunfähigkeit. Es ist ein Überfluss an Informationen, der uns zu jeder Sichtweise, Thematik und zu jedem Produkt Unmengen an Fakten liefert. Macht uns diese Informationsflut nun freier oder schränkt sie uns ein? Werden wir durch all die Optionen, die sich uns tagtäglich bieten, nicht eher träger, da wir ständig Entscheidungen treffen müssen statt konkret handeln zu können?
Ich klage den Überfluss an. Denn er macht uns nicht glücklicher und freier sondern nur ignorant, krank und gleichgültig gegenüber jeder Art von Wertigkeit.